Das Problem mit der Bewegung im Alltag
Die Zahl der Menschen, die Ihre Arbeitszeit hinter dem Schreibtisch verbringen, steigt in Deutschland stetig an. Der "laue Bürojob" galt früher als eine Art paradiesisches Privileg, aber heute weiß man mehr: Büroangestellte verbringen durchschnittlich 85% ihrer Zeit im Sitzen.
Der menschliche Körper ist auf Bewegung ausgelegt, und die fortwährende "Sitz-Arbeit" schadet ihm auf Dauer. Wirbelsäulenerkrankungen sind auf dem besten Weg, zur Volkskrankheit Nummer eins zu werden: Jeder fünfte krankheitsbedingte Ausfalltag von Büroangestellten geht vor allem auf Rückenprobleme zurück. Auch der so genannte Mausarm oder das RSI-Syndrom sind häufige Gründe für die Krankschreibung. Die Rücken-, Arm- und Schulterprobleme treten meist bei Menschen auf, die jeden Tag viel mit der PC Mouse arbeiten und dabei Finger, Hände und Arme durch sich tausendfach wiederholende Mikrobewegungen belasten.
Was einen guten Büroarbeitsplatz ausmacht
... gefordert von Wissenschaftlern aus der Ergonomie, sowie von Fachleuten aus der Arbeitssicherheit und Betriebsgesundheit
- Körpergerechte Umgebung, je nach den körperlichen Voraussetzungen und Proportionen des Nutzers
- Schreibtischumfeld passend zur Tätigkeit und Arbeitsabläufen
- Bewegung und Abwechslung, entsprechend dem individuellen Bedürfnis eines jeden Menschen
- Dynamische Arbeitsabläufe zugunsten einer bewegungsfreudigen Wirbelsäule
Ergonomie für mehr Lust als Frust!
Arbeit in Bewegung
Ergonomie ist ein Zweig der Arbeitswissenschaft und beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mensch, Arbeit und Technik. Das Ziel ist, Lösungen zu entwickeln, die die individuellen Probleme und Bedürfnissen der Menschen adressieren und dem Wandel der Arbeit gerecht werden.
Im Zuge des Wandels haben sich parallel zum Einzug der Informationstechnologie in die Arbeitswelt gerade Muskel- und Skeletterkrankungen verbreitet, das bestätigen verschiedene Krankenkassen:
- jeder Zweite klagt über Rückenbeschwerden
- Fehltage sind bei Büroangestellten zum großen Teil auf Rückenerkrankungen zurückzuführen
- Rückenprobleme sind die Folge von Fehlhaltungen und mangelnder Bewegung
- auch unzulängliche und schlecht eingestellte Arbeitsmitteln (Tisch, Stuhl, Tastatur, Bildschirm) tragen dazu bei
- ungesunde starre Haltung erhöht das Risiko zu erkranken erheblich
- Das Gegenmittel: Bewegung am Arbeitsplatz, damit die Muskulatur fit bleibt!
Ein idealer ergonomischer Arbeitsplatz sollte sich dem einzelnen Menschen, seiner jeweiligen Tätigkeit und seinen individuellen Bedürfnissen anpassen - das geht am besten mit Möbeln und Tools, die zu mehr Bewegung anregen!
Lernen in Bewegung
Sitzen in Bewegung muss gelernt sein! Was bringt der beste Stuhl, wenn der Nutzer nicht weiß, wie er ihn einstellen kann und wie er am besten darauf sitzt? Zur Ergonomie gehört ein gutes Körpergefühl und die Antwort auf die Frage: Was tut mir gut? Wann schmerzt es unangenehm und wie kann ich mich entspannen?
Mittlerweile gibt es nicht nur Bücher und Krankenkassenbroschüren über Yoga-Übungen im Büro, sondern auch Apps, die uns im Alltag zu mehr Bewegung verhelfen. Mit vielen kleinen Maßnahmen kann man sich Bewegung ins Büro holen:
- Kopierer nicht am Platz, sondern einen Fußmarsch entfernt platzieren
- Treppen statt den Fahrstuhl nehmen
- beim Telefonieren aufstehen und umhergehen
- ab und zu den Blick in die Ferne schweifen lassen für die kleine Augenerholung zwischendurch
- Kollegen im Nachbarzimmer nicht anrufen, sondern kurz besuchen - das ist sowieso netter.
Das Körpergefühl zu verbessern, kann man erlernen. Das geht zum Beispiel mit der Feldenkrais-Methode (www.feldenkrais.de). Sie bildet und lehrt das eigene Körpergefühl, das In-sich-Hineinlauschen und Sich-selber-Sensibilisieren. Dann weiß ich auch im Büro, wie ich selbst am besten auf meinem Stuhl sitze und mich dabei wohlfühle oder wann es vielleicht Zeit ist, ein paar Schritte zu gehen.